DM Triplette im Saarland

Mitte Juni fand mit der Deutschen Meisterschaft Triplette in Ensdorf (übertrieben weit weg im Saarland) das statt, was im Volksmunde als das wichtigste Turnier des Landes/Jahres gilt. Und wer glaubt, dass dieses Event ohne Stahlballbeteiligung stattgefunden hat oder in den kommenden 13 Dekaden jemals wieder ohne Stahlballbeteiligung stattfinden wird, irrt gewaltig. 

Folgendes Set an Stahlbällen reiste an: Die frisch gebackenen „Landesmeister Ost“, bestehend aus Emre, Thomas und Juli; das Team „Nachwuchs und Weisheit“, bestehend aus Susann, Pfiffi und Marco (wer von denen hier für Nachwuchs und wer für Weisheit steht, das darf gerne individuell entschieden werden); das Team „High Quality, Low Eingespieltheit“, bestehend aus Luki, Ziska und Karl; und zu guter Letzt noch das Bonus-Team „Stahlball Nord“ um Julian, der als Landesmeister Nord fremdgegangen war und mit seinem Freund Robin und seinem Bruder Moritz spielte. 

Aus allen Himmelsrichtungen (eigentlich nur aus Nordosten) trudelten alle SBs nach und nach ein, sammelten sich von Bahnhöfen im Nirgendwo ein, bauten ihre Zelte auf oder bezogen, sofern sie neben Stahlbällen auch Goldbarren zuhause hatten, ihre Hotelzimmer. Sodass am Freitagabend allesamt auf dem wunderbar angelegten Ensdorfer Boulegelände zusammenkamen: zig Bahnen nebeneinander (50?), eine Art großer Biergarten, alles umringt von großen schönen Bäumen und einem riesigen Ascheplatz nebenan, auf dem weitere unzählige Bahnen angelegt waren. Wer nun aber glaubt, es hätte sich hier Klein-Frankreich in Allemagne wiedergefunden, liegt falsch: Inmitten dieser herrlichen Abendatmosphäre brach das Unheil über uns herein: Live-Musik der anstrengendsten, lautesten und vor allem deutschesten Sorte. Ein Synthesizer, der alles und nichts kann und eine Stark bemalte Sängerin, die mit zunehmendem Alkoholkonsum von Schlager zu Schlager und Gassenhauer zu Gassenhauer ihren ohnehin großen Emotionen immer ungebremster ihren Lauf lies. (Deutsches) Petanque, das sich ja bekanntlich dazu anschickt, bald/irgendwann mal olympisch zu werden, zeigte hier beim wichtigsten nationalen Event in lauwarmer Bierbank-Atmosphäre, warum es bisher mit dem Traum von Olympia noch nicht so weit ist. Im Übrigen gab es ansonsten statt irgendwelchen sportbezogenen oder Petanque-Kultur-bezogenen Events eine Feuer-Show wie auf einem Mittelalter-Festival und organisierte Sauftouren auf irgendwelche nahegelegenen Hügel. Prost.

Stahlball nahms mit Humor, spielte sich etwas ein und verschwand in Erwartung eines heißen Tages in Hotelzimmern und Zelten. 

Es folgte eben dieser heiße Tag. Mit der Zeit stellten sich Temperaturen gen 40 Grad ein. Die Plätze, vor allem die Ascheplätze, auf denen im Umkreis von 100 Metern kein bisschen Schatten zu finden war, produzierten noch einmal massiv viel Extrahitze und so viel Staub, dass man schon fast wieder ans Maskentragen denken konnte. Eine der größten Herausforderungen war dementsprechend der Umgang mit der Hitze: von Regen-/Sonnenschirmen auf dem Platz und viertelstündlichem Schlauchabspritzen überbot man sich darin, nasse Handtücher Mützen und sonstige Utensilien ständig auf dem Körper zu platzieren. 

Der erste Schock am Samstagmorgen: Luki, Ziska und Karl wurde Nord2 zugelost. Bedauerlicherweise Julians Team, womit die erste Stahlball-Niederlage besiegelt war. Bitter, bei so vielen Teams. Und dann mit Saar1 um Manuel Strokosch im Pool bedeute das leider ein frühes Ausscheiden für Team „High Quality, Low Eingespieltheit“, die dazu mit entscheidenden körperlichen Beschwerden zum ungünstigsten Zeitpunkt unter diesen schweren Bedingungen zu kämpfen hatten. Stahlball Nord konnte sich im saarländischen Feuerstaub verhältnismäßig zügig den Gruppensieg erspielen und damit wertvolle Schattenpausestunden ergattern. Die anderen beiden Stahlball-Teams gingen mit jeweils einem Sieg und einer Niederlage aus dem Pool und mussten sich für die Ausscheidungspiele einem Barrage-Spiel stellen.

Team Nachwuchs und Weisheit traf hierbei auf ein sehr erfahrenes und Starkes NRW-Team aus Leuten, dies seit Jahren deutschlandweit ganz oben mitspielen. Und wenngleich man hier nominell als von einer klaren Nummer gegen Stahlball ausgehen konnte, wurde auch hier nichts abgeschenkt. Stattdessen mussten sich vor allem die drei Gegner mehr als eine Stunde von Punkt zu Punkt quälen und einen kleinen Vorgeschmack davon bekommen, wie schwer es in Zukunft sein wird, Stahlbälle zu überwinden. Deftigen Glückwunsch ans Team für diesen Achtungserfolg auf der (teilweise) ersten DM!

Die Landesmeister Ost zeigten derweil, dass hinter den Gerüchten ihrer enormen Qualität eine ganze Menge Wahrheit steckt: Zwar berichtete man von ein paar Anfangsschwierigkeiten (wie auch anders bei den Bedingungen), bestritt aber ein erfolgreiches Barrage-Spiel auf dem Ascheplatz und direkt im Anschluss das erste KO-Spiel, das 32el-Finale. Soweit man das aus der Distanz zu sehen war, ging das verdammt schnell – und es wartete eines der drei Teams, die von Petanque Aktuell im Vorfeld zu den Topfavoriten gezählt wurden: Das BaWü-Team um Matthias Laukhart und Sönke Backens. Und wenn oben schon die Rede von einem kleinen Vorgeschmack auf zukünftige Stahlball-Härte war, dann war dies hier mal ein äußerst intensiver Vorgeschmack: Eine 9:2-Führung erspielt, und zwar mit, wie berichtet wurde „einfach richtig gutem und zwar besserem Boule als die Leute aus dem Nationalteam“. Leider gab es dann offensichtlich eine Schwächephase und damit Kipp-Punkt, den sich die Routiniers nicht entgehen ließen und das Spiel für sich entschieden. Aber es war offensichtlich, dass Sowohl Gegner als auch verschiedene Zuschauer höchsten Respekt vor den drei Boyz hatten. Und neben Respekt holten sich die drei mit ihrem Erreichen des 16-Finals auch einen Setzplatz fürs nächste Jahr. Glückwunsch – wir sind heiß auf mehr!

Stahlball-Nord konnte nach der lange Post-Pool-Pause aufgefrischt gegen ein Bawü-Team im Schatten stark aufspielen und erreichte hier das erste Hauptziel, nämlich auch das 16-Finale – und damit einen Setzplatz fürs nächste Jahr. Doch dann war auch für sie leider Schluss: In einem Psycho-Spiel (inklusive Ablenkungen der Gegner am Rand, Schiri holen und dann ignorieren wollen, Beschimpfungen und Zeit-Schinden) gegen Gegner, von denen außenstehende nur Dinge sagten wie „Gegen die? Ohh…das ist ja ätzend“, schieden die drei Teil-Stahlbälle knapp und unschön aus – da wäre mehr drin gewesen, denn spielerisch hatte der Gegner sicher nicht mehr zu bieten. Aber so ist halt Petanque… (Beileid, Glückwunsch und Grüße ans Phrasenschwein!)

Unterdessen tauchten auch Luki, Ziska und Karl mal zufriedener von einem Spiel aus dem B-Turnier auf, das sie nach zumindest teilweise überwundenen für sich entschieden hatten – dabei blieb es dann auch leider. Den dreien für dieses Ergebnis zu gratulieren, scheint bei dem, was sie eigentlich draufhaben vielleicht etwas unpassend. Denn so viel Luft, wie die noch nach oben haben, gab es am ganzen Wochenende auf dem Ascheplatz nicht zu atmen….

Spielerisch auffällig am Wochenende: auch vermeintliche deutsche Topstars kullern und schießen (teilweise meterweit) davor, wenn es Sinn ergibt bzw. sie sich bei schwierigen Bedingungen zu nichts anderem im Stande fühlen. Aber auch diese Topstars kriegen gegen unscheinbare Gegner Probleme, wenn diese dranbleiben. Zwei Stahlball-Teams waren schon mit einem Fuß im Achtelfinale – und auch dort gab es noch einige Teams, die wir hätten schlagen können. Damit bleibt der starke Eindruck, dass eine vom Ergebnis her erfolgreiche DM (8el-, 4el- oder weniger-Finale) einfach immer greifbar und keine Utopie ist, die Ost-Teams verwehrt zu bleiben ist. Allez, Leute!