Kölner Sextet – ein Spaß für die ganze Familie

Die Saison ist mittlerweile voll im Gange. Und so hat sich auch der glühend heiße Stahlball blank poliert und in strahlender Verfassung (spielerisch und menschlich) die tiefen Gemächer des PV Ost verlassen: Am 15.06.2022 ging es zum Kölner Sextett, Stahlball-Urgesteine und Präsis sowie „dieser neue Typ aus dem Norden“ machten sich zu schönstem Wetter auf (Luki hatte mal eben zuvor ein Turnier in der Schweiz mitgenommen). Nach einer körperlich sehr intensiven Schwitze-Fahrt, bei der kostenlose Papp-Kronen einer bekannten Fastfood-Kette kostenlos erworben wurden, trafen sich alle sechs in der Domstadt und verbrachten einen lebhaften Abend, in dessen Verlauf ihnen sogar Eintritt in eine kirchliche Einrichtung gewährt wurde. Unglaublich. Gesündigt wurde trotzdem.

Sündhaft schön war am nächsten Morgen dann auch der Turnierort, der Friedenspark in Köln. Eine mit wunderschönen Bäumen bestückte weitläufige Parkanlage, die sich durch ich die Gemäuer eines alten Fortes zog.  Dazu eine herausragende Turnierorganisation, -bewirtschaftung und -betreuung. Zum perfekten Tag fehlte also nur noch schönes Boule, und, soviel sei vorweggenommen, das sollte kommen…

52 Teams aus ganz Deutschland, aber auch aus Holland, Belgien, Frankreich und Spanien sowie Marokko stellten ein großes, teilweise hochklassiges und vor allem wunderbar bunt gemischtes Feld aus Teams. Oder waren es 58? Dem Stahlball sollte es egal sein – denn viele, die ihn hätten schlagen können, hätte es ohnehin nicht gegeben, so die Analysen führender Boule-Fachleute. 

Tatsächlich gab es für die gegnerischen Truppen wenig zu landen in einem Spielsystem, das maximale Abwechslung versprach: Jede Runde wurde jedes Team neu zu jeweils drei Einzelteams, bestehend aus einem Triplette, einem Doublette und einem Tete zusammengesetzt. Und jedes der Einzelteams spielte gegen wiederum jeweils gegen unterschiedliche Teams. Dieser Modus wurde sechs Runden lang gespielt, danach gab es nur noch Halbfinals und Finale. Somit waren 18 Spiele für den Stahlball garantiert. Und nach 5 Runden, also 15 Spielen, waren auch schon 12 von 15 gewonnen. Boom.

Ständiges Geraune auf den Bierbänken und in den durchgeschwitzten Campingstühlen: „Wow, wer sind die denn?“. „Krass, im Osten geht ja richtig was…“. „…und dann sind die noch soooooo nett!“. 

So kam die Leipziger Truppe mit zahlreichen gepflegten, neu geknüpften und angezüchteten Freundschaften blendend durch den Tag. Man versicherte sich teamintern ständig gegenseitig, dass das hier alles echt sein und dieser Traumtag kein Traum, sondern Realität war. Aber – wie das beim Stahlball so üblich ist – gab es neben einer großen Portion Wohlfühleffekt auch ne Menge #Spitzenklassepétanque aus Leipzig. Und mit 12 von möglichen 15 geholten Siegen winkte vor der letzten Runde noch ein spitzenklassepétanqueentsprechender Spitzenplatz. Vorausgesetzt, eben diese letzte Runde würde erfolgreich bestritten werden. 

 

Das finale Tete spielte Präsi Devin, das Doublette Juli und Luki, und Jan, Julian und Chris durften das Triplette bestreiten, fast direkt neben dem Doublette. Nach gefühlt nur einer Aufnahme kam Devin schon aus dem Nebenpark zurück: er wirkte leicht verwirrt und sein Blick fragte eindeutig (Augenzeugen können dies bestätigen), welcher Harro das denn gewesen sei, der dem Präsi des schönsten Vereins on Planet Ostdeutschland da Punkte hatte abschwatzen wollen. Wer auch immer es war, Erfolg hatte er dabei nicht gehabt.

Im Doublette erwischten Luki und Juli ein Team, das leistungstechnisch absolut zu schlagen war. Aber wie das so manchmal ist, gerade solche Spiele werden Kampfspiele. Und es ist ja allgemein bekannt, dass junge, unerfahrene Leute genau in solchen Moment die Nerven verlieren und spiele mangels Erfahrung und Turnierhärte abgeben. Schade. (…) Ach ne, doch nicht. Gut, dass die beiden zwar jung, aber nicht unerfahren sind und das Spiel (!natürlich!) nach Hause gebracht haben. Fun Fact: Gefühlt alle zwei Minuten kam Juli irgendwann zum Triplette rüber, mit dem angekündigten Vorhaben, er müsse sich mental resetten – er sei einfach nicht auf dem Platz. Okay, wenn das schon reicht, und er quasi aus der Abwesenheit heraus spiele gewinnt – was sollte dann auf der danach anstehenden Triplette DM passieren, wenn er tatsächlich anwesend sein würde?

Aber zurück zum Geschehen – und dem letzten Triplette. Hier hatte Stahlball mit Köln Nippes eine aktuelle Bundesliga-Truppe vor der Nase. Kracher. Schnelles 3:0. Und dann? Schnelles Loch. Loch. Dann ein Loch. Loch. Die Liveticker liefen heiß: Ob das überheblich sei? 3:7. 3:11. „Das ist doch nicht der Stahlball, von dem hier alle sprechen…!?“. 3:12. 

Ein tiefer Griff in die Phrasen-Kiste („Das Spiel ist noch nicht vorbei“, „Wir haben nichts mehr zu verlieren“, „Der Druck ist jetzt bei denen“ und „Wir drehen nochmal, allein schon, um etwas anders zu machen“). Und schon lag das 4:12! Noch drei Kugeln auf der Hand. „Wir nehmen den Punkt“. Über die genauen Umstände dieser Entscheidung wurde Stillschweigen vereinbart. Was von dann an passierte, konnte sich unsere Redaktion der Stahlball-Homepage nur aus den zahlreichen Artikeln der Kölner Lokalpresse zusammenreimen. Keiner der anwesenden sechs konnte schlüssige und lückenlose Zeugenaussagen machen – der menschliche Körper neigt ja bekanntlich dazu, gefährliche Ausnahmesituationen ganz schnell von der Festplatte zu löschen. 

Gemunkelt wurde auf jeden Fall Folgendes: Dass die Stahlballer in jeder Aufnahme Nervenzellen für eine ganze Boule-Dekade weggebrannt haben, dass ein Trainer all sein Technik-Gefasel hinter sich gelassen und nur noch wie seine Großeltern beim Murmeln Spielen gekullert hat, dazu eine Rettungs-Devant nach der anderen von einem Spieler kam, der sich eigentlich nur noch bei zwei bis drei Schlüsselevents im Jahr die Ehre gibt…bis am Ende ein anderer Trainer breit grinsend aus dem Kreis kam und das gemacht hat, was man halt so im Training gelernt hat: Kugeln reindrücken. 13:12. 

„Für diese Spiele fährt man zu Turnieren“ (schöne Grüße ans Phrasenschwein). Unfassbare Freude beim Leipziger Spitzenklassepétanque-Club und herbste Enttäuschung bei Nippes, die mit dieser Niederlage das Halbfinale sich haben entreißen lassen. Unsere 6 freuten sich wie Eisköniginnen über ihren gerade erreichten Halbfinaleinzug. Allerdings nur ca. 5 Minuten lang. Denn dann wurde klar: Punktgleich mit den Viertplatzierten hatte Stahlball Platz 5 erreicht und durfte sich nun inklusive alkoholfreien Freibiers die Finalspiele anschauen – und schon vom nächsten Jahr träumen. Mit 15 von 18 möglichen Siegen und diesem Abschluss sind das, um an dieser Stelle jugendfrei zu bleiben, „wohlige“ Träume, die von jetzt an ein Jahr durchgeträumt werden.

 

Foto von Dr. Martin Wanka